Am Mittwoch, dem 5. April 2023, fand in der Zentrale der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) eine Sitzung des Compliance-Komitees statt. Besonderer Gast war der Landesvertreter und Exekutivdirektor des UN Global Compact Netzwerks Polen (UNGCNP), Kamil Wyszkowski, der einen kurzen Überblick über die Geschichte der Initiative und die wichtigsten Ergebnisse ihrer bisherigen Aktivitäten gab. Dabei ging er verstärkt auf die Entwicklung einer Compliance-Kultur in Unternehmen, ihre aktuellen Prioritäten sowie ihre Pläne für die Zukunft ein.
Der UN Global Compact (UNGC) ist die weltweit größte Initiative, die nachhaltige Unternehmen zusammenbringt. Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 durch UN-Generalsekretär Kofi Annan setzt sie sich für Umwelt, Menschenrechte, Korruptionsbekämpfung sowie menschenwürdige und legale Arbeit ein. Durch die Zusammenarbeit mit Regierungen, internationalen Organisationen, Unternehmen und Institutionen wird sie zu einem Katalysator für Veränderungen. Sie fördert verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln, insbesondere die Schaffung und Verbreitung von Compliance-Grundsätzen in der Wirtschaft. In Polen ist die Initiative seit 2001 als Global Compact Poland tätig.
Kamil Wyszkowski betonte, wie wichtig die Rolle der Unternehmen bei der Förderung hoher Standards ist, die eine gewisse Art Freiraum schaffen sollten, indem sie Vielfalt, Inklusion oder Gleichbehandlung unterstützen. Dies sei besonders entscheidend in einer Welt, in der die Achtung der Menschenrechte, der Demokratie und des Friedens nur in einer Minderheit von Ländern vorhanden ist.
Ein Dokument von grundlegender Bedeutung in diesem Bereich sind die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte ("Protect, Respect and Remedy"), die 2011 vom UN-Sonderbeauftragten Professor John Ruggie formuliert wurden. Die größte Herausforderung für den UNGC besteht nach wie vor darin, die richtigen Instrumente zu schaffen, um einen Wandel auf der operativen Ebene der Unternehmen herbeizuführen und die Arbeit der Verantwortlichen (Compliance-Beauftragte, Ethikbeauftragte) für die Einhaltung der Vorschriften zu unterstützen. In diesem Zusammenhang wurde unter anderem das polnische Gesetz zum Schutz von Whisteblowern erwähnt, das noch nicht in die polnische Rechtsordnung übernommen wurde. Einer der von der UNGCNP geplanten Schritte wird die Entwicklung von Industriestandards sein, zum Beispiel im Sportbereich, der zu einem großen Teil von der Wirtschaft finanziert wird. Hier kann der Privatsektor einen erheblichen Einfluss auf die Ergreifung von Regulierungsmaßnahmen zur Erhöhung der Transparenz haben.
Die sanfte Macht der Wirtschaft zeigt sich auch darin, dass sie über ethische Standards aufklärt und kleinere Akteure, wie etwa Unternehmen in ihrer eigenen Lieferkette, bei der Einführung geeigneter Maßnahmen in diesem Bereich unterstützt.
Kamil Wyszkowski hob die Interaktion mit dem Finanzministerium, der nationalen Steuerverwaltung und des Zentralen Antikorruptionsbüros (CBA) in Arbeitsgruppen hervor, die Instrumente zur Bekämpfung der Schattenwirtschaft und der Korruption in verschiedenen Branchen entwickeln. Zusätzlich erwähnte er die Plattform für nachhaltige Finanzen, die im November 2022 im Finanzministerium eingerichtet wurde, um auf angemessene regulatorische Änderungen in diesem Bereich hinzuarbeiten, insbesondere im Zusammenhang mit der Finanzierung von Maßnahmen zum Klimawandel und der Einführung der EU-Taxonomie (allgemeine ESG-Berichterstattung in polnischen Unternehmen). Das von der EU finanzierte Projekt wird vom UN Global Compact Network Poland mit geleitet.
Eine weitere aktuelle Initiative ist der Bericht "United Business for Ukraine", der gemeinsam von UN Global Compact Network Poland und dem Büro für Projektdienste der Vereinten Nationen (UNOPS) erstellt wird und sich mit dem Wiederaufbau der Ukraine befasst.
Begleitend zu den Arbeiten an dem Bericht soll eine an Unternehmen gerichtete Umfrage dazu beitragen, das Ausmaß ihres Interesses am künftigen Wiederaufbau der Ukraine zu erfassen. Die Beteiligung von UNOPS, der für die Ausschreibungen von UN-Hilfsprogrammen zuständigen Agentur, dient auch der Korruptionsbekämpfung und der Gewährleistung von Transparenz. Die Umfrage kann unter dem folgenden Link ausgefüllt werden: https://firmydlaukrainy.pl
In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen muss der Bereich Compliance in Polen in naher Zukunft deutlich gestärkt werden. Derzeit sind in polnischen Unternehmen rund eintausend Personen als Compliance-Beauftragte tätig. Die Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer hat daher weitere Unterstützung für die vom UN Global Compact Network in Polen durchgeführten Programme zugesagt.