Polen rückt als Technologiepartner der deutschen Wirtschaft mehr und mehr ins Blickfeld. Im Rahmen der Konferenz „Deutsch-Polnische Zukunftsmärkte“ am 27. November 2025 in Berlin betonten Digitalminister Karsten Wildberger und sein polnischer Amtskollege Krzysztof Gawkowski die Absicht, ein Memorandum für die Zusammenarbeit der Digitalwirtschaft zu unterzeichnen. Zur Vorbereitung fand in der Botschaft der Republik Polen in Berlin ein Treffen mit hochrangigen Vertretern aus Unternehmen beider Länder statt. Organisiert wurde die Konferenz von der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK).
Eine engere Vernetzung sei nicht zuletzt im Interesse der digitalen Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit Europas, so die Minister. Erst vor kurzem hatten sich die Bundesrepublik, Polen und Frankreich auf ein gemeinsames Digitales Weimarer Dreieck verständigt, das Unternehmen der drei Länder bessere Voraussetzungen für ihre Aktivitäten liefern soll. Polen spiele aber auch aufgrund seiner hohen Innovationsdynamik und der ausgezeichneten digitalen Infrastruktur eine wachsende Rolle für die deutsche Wirtschaft, betonten verschiedene Redner der Konferenz vor über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
„Polen steht heute in vielen Feldern für Innovation auf höchstem Niveau“, so Lars Gutheil, Geschäftsführer der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen). So mache allein der IT-Sektor rund 8 Prozent des polnischen Bruttoinlandsprodukts aus. Ebenso verfüge Polen über starke Kompetenzen beispielsweise in der Luft- und Raumfahrttechnik, der Optik sowie in medizinischen Softwareanwendungen. „Wir sollten uns Polen als Vorbild dafür nehmen, wie man durch agile Massnahmen zu Wirtschaftswachstum kommt“, betonte Henrik Vagt, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Berlin: „Man kann sagen: Polen löst die aktuellen Herausforderungen besser als Deutschland.“
Der polnische Minister Gawkowski kündigte bereits gemeinsame Projekte im Bereich künstlicher Intelligenz und Dateninfrastruktur an. So sei es das Ziel, Unternehmen beider Länder einen optimalen Zugriff auf die in Polen und Deutschland geplanten europäischen KI-Gigafactories zu ermöglichen. Beide Länder nähmen dadurch die Spitzenstellung auf dem europäischen Kontinent ein. „Aus zwei mach vier – das ist im Interesse der Wirtschaft beider Länder“, so Gawkowski.
In zwei Panel-Diskussionen besprachen Expertinnen und Experten das Geschäftspotenzial auf Feldern wie Optik, Photonik und GreenTech. Photonik sei eine Schlüsseltechnologie der modernem Industrie, deren Anwendungen von schneller Kommunikation und Quantentechnologie über medizinische Diagnostik bis zu Sicherheit und Verteidigung reichen. Polen sei auch hier europaweit ein Spitzenreiter, etwa beim Ausbau der Glasfasernetze, so Ronald Freund, Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik HHI. Piotr Dumania vom polnischen Łukasiewicz-Institut (IMiF) unterstrich die Bedeutung von Talenten und stabiler Infrastruktur für Deep-Tech-Entwicklungen – ein Thema, bei dem Kooperation über Grenzen hinweg entscheidend ist.
Beim Thema Grüne Technologien existieren bereits herausragende Beispiele gemeinsamer Aktivitäten. So sind gerade in Berlin einige polnische Gründer erfolgreich mit ressourcenschonenden Lösungen aktiv. Ein Beispiel ist die Firma CreativeQuantum GmbH, deren Gründer Marek Chęciński betonte, wie etwa durch den Einsatz von Methanol-Technologie die energetische Souveränität Europas gestärkt werden könnte. Bereits jede achte Investition in Polen fliesse bereits in die grüne Transformation, sagte Magdalena Andrejczuk vpm polnischen Ableger der Commerzbank (mBank). Dies belege die hohe Dynamik am polnischen Markt für GreenTech, von dem auch deutsche Unternehmen profitieren können.
Weitere Partner der Konferenz waren die Senatsverwaltung Berlin sowie Berlin Partner.