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Digitale Souveränität Europas: Herausforderungen, Strategien, Zusammenarbeit

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Polen, Deutschland und andere europäische Staaten müssen ihre Zusammenarbeit bei Energie und Künstlicher Intelligenz intensivieren, um ihre Wirtschaft gegen digitale Bedrohungen zu wappnen. Dies forderten Experten verschiedener Unternehmen anlässlich einer Konferenz der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) am 14. Oktober 2025 in Warschau.

Digitale Souveränität Europas: Herausforderungen, Strategien, Zusammenarbeit
AHK Polen

Polen, Deutschland und andere europäische Staaten müssen ihre Zusammenarbeit bei Energie und Künstlicher Intelligenz intensivieren, um ihre Wirtschaft gegen digitale Bedrohungen zu wappnen. Dies forderten Experten verschiedener Unternehmen anlässlich einer Konferenz der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) am 14. Oktober 2025 in Warschau. „Ohne einen gemeinsamen Markt und langfristige Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten lassen sich die globalen technologischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen nicht bewältigen“, so Dr. Agnieszka Jankowska, Director of Corporate and Public Affairs T-Mobile Polska. Dezentrale Energiesysteme, Investitionen in digitale Kompetenzen und strategische KI-Projekte, so das Fazit der beteiligten Unternehmen, seien nur einige der notwendigen Bausteine für den Aufbau digitaler Unabhängigkeit in Europa.

 

Schon jetzt befindet sich Europa im Fokus täglicher digitaler Angriffe. Neben der Gewährleistung physischer Sicherheit, die angesichts des Krieges in der Ukraine zu einer offensichtlichen Priorität geworden ist, müsse auch die Energie-, Wirtschafts- und Umwelt¬sicherheit gestärkt werden – einschließlich des gesellschaftlichen Bewusstseins für wirtschaftliche Zusammenhänge. „Energiesicherheit bedeutet, auf dezentrale Energieerzeugung zu setzen. Die aktuellen Erfahrungen der Ukraine bestätigen dies“, betonte Michał Popiołek, Managing Director für Global Banking und Investment Banking bei mBank. „In Polen haben wir in dezentrale Photovoltaikanlagen investiert – es gibt etwa 1,5 Millionen davon im Land. Wir entwickeln den Bereich der erneuerbaren Energien weiter, was ein zukunftsweisender Weg ist und die Sicherheit in diesem Bereich erheblich erhöht.“

 

Sicherheit müsse in der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Lage vielschichtig verstanden werden, und Maßnahmen sollten dringend ergriffen werden – darin waren sich die Experten während einer Podiumsdiskussion zum Thema „Digitale Souveränität: Wirtschaft und Sicherheit im globalen Kontext“ einig.

 

Sie betonten, dass die Zusammenarbeit zur digitalen Souveränität sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene erfolgen sollte. Andrzej Dopierała, Vorstandsvorsitzender von Asseco Data Systems, erklärte, dass in jedem Land ein starker digitaler Sektor aufgebaut werden müsse, da dies die Widerstandsfähigkeit der gesamten Gemeinschaft stärkt. Es müssten strategische Entscheidungen getroffen werden: Welche Lösungen sollten auf nationaler Ebene eigenständig entwickelt werden, welche im Rahmen Europas und was kann von außen bezogen werden?

 

Der Aufbau von Resilienz beginne bereits auf der Ebene einzelner Unternehmen, erfordere jedoch breitere Unterstützung. „Es ist notwendig, digitale Souveränität auf der Grundlage der Zusammenarbeit zwischen Staat, Wissenschaft und Industrie aufzubauen“, betonte Dopierała. Angesichts der rasanten Entwicklung des Bereichs bleibt die effiziente und schnelle Finanzierung bei gleichzeitiger Gewährleistung von Transparenz eine Herausforderung.

 

Die Teilnehmer wiesen zugleich auf die Bedeutung des Aufbaus digitaler Kompetenzen hin. „In Europa gibt es ein intellektuelles Potenzial, um technologische Unabhängigkeit zu schaffen“, sagte Jan Jakub Szczyrek, Vorstandsmitglied Mindmade, Gruppe WB. „Die Sicherung der Unabhängigkeit hängt jedoch von Investitionen in IT-Wissen und der Entwicklung von Fähigkeiten ab, denn das ermöglicht ein proaktives Handeln“, betonte er. Staatliche Einrichtungen sollten dabei strategisch und gemeinsam mit der Industrie handeln, indem sie Innovationen finanzieren. Eine wichtige Rolle komme dabei unter anderem Institutionen wie dem NCBR zu. Polnische Unternehmer sind inzwischen in der Lage, eigene Forschungsprojekte durchzuführen, was die digitale Unabhängigkeit langfristig stärkt, unterstrich Szczyrek.

 

Der Aufbau digitaler Unabhängigkeit ist mit der Notwendigkeit verbunden, auf europäischer Ebene zu handeln und Hindernisse zu beseitigen, die die unternehmerische Tätigkeit erschweren. „Zusammenarbeit ist entscheidend“, betonte Dr. Agnieszka Jankowska, Director of Corporate and Public Affairs T-Mobile Polska. . „Nur durch einen gemeinsamen, einheitlichen europäischen Markt können wir Wettbewerbsfähigkeit aufbauen und digitale Souveränität gewährleisten.“

 

Der gemeinsame Markt schöpfe derzeit sein Potenzial nicht aus. „Ein Startup, das seine Tätigkeit innerhalb der Europäischen Union ausweiten möchte, muss sich an 27 nationale Systeme anpassen. Das erschwert die Erreichung einer Skalierung, wie sie etwa der US-amerikanische oder asiatische Markt bietet“, erklärte sie. „Das ist eine erhebliche Einschränkung beim Aufbau von Unabhängigkeit, denn gerade die Skalierung ermöglicht die Generierung von Mitteln für die Weiterentwicklung.“ Trotz kritischer Stimmen zur Regulierung digitaler Technologien müsse man sich bewusst sein, dass ein gewisses Maß an Regulierung notwendig sei, da sie unter anderem die Rechte der Verbraucher schützt, merkte Jankowska an.

 

Ebenso wichtig ist eine durchdachte Ausrichtung der Mittel auf den Aufbau digitaler Unabhängigkeit und die Priorisierung strategischer Projekte wie dem Bau von KI-Gigafabriken, die es Unternehmen ermöglichen, nicht nur auf europäischer, sondern auch auf globaler Ebene wettbewerbsfähig zu sein.

 

Solche Projekte eröffnen zahlreiche Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland. Die aktuellen Herausforderungen im Bereich der Sicherheit – etwa der Energie- oder Cybersicherheit – übersteigen die Möglichkeiten einzelner Länder. „Die viel zitierte Deglobalisierung existiert nicht. Wir sind miteinander verbundene Gefäße, daher müssen wir zusammenarbeiten – aber klug und langfristig, mit Blick auf Generationen, nicht auf Jahre“, betonte sie.

 

Die Diskussion wurde von Ilona Antoniszyn, Direktorin für politische Beziehungen, Repräsentanz der Volkswagen Gruppe in Polen, moderiert. Sie fand im Rahmen der laufenden Jubiläumsaktivitäten der AHK Polen statt. Seit 30 Jahren unterstützt die Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer die bilaterale Wirtschaft und trägt zum Meinungsaustausch bei. Mittlerweile gehören ihr in Deutschland und Polen rund 1.200 Mitgliedsunternehmen an.

 

 

 

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